Das Steinkohlenbergwerk

Bergmeister HartlebenDie Anfänge des Hüttenstollens gehen zurück auf die Ära des Bergmeisters Hartleben, der ab 1833 den Bergbau am Osterwald systematisch erneuerte und ausbaute. Hartleben schuf so die Grundlage für eine – nur wenige Jahrzehnte andauernde – Blütezeit, in der die im Königreich Hannover allmählich einsetzende Industrialisierung auch dem Osterwalder Bergwerk gute Absatzmöglichkeiten bot.

Der Hüttenstollen wurde in den Jahren 1842 bis 1845 aufgefahren und versorgte unter anderem die unweit gelegene Glashütte mit Kohlen. Die 360 Meter lange Grundstrecke des Stollens legte man mit einem Grad Gefälle zum Stollenmundloch an, um Wasser aus dem Berg zu lösen und die mit Kohlen beladenen Loren (Hunte) leichter aus dem Stollen befördern zu können.

Eine am Ende der Grundstrecke angesetzte, nach Osten streichende Strecke unterfuhr den Bernhardschacht und den Augustenschacht. Damit konnte die gesamte Förderung dieses Abbaufeldes durch den Hüttenstollen laufen. Ein System von untertägigen Bremsbergen ermöglichte es, auch diejenigen Flöze zu erreichen, die höher oder tiefer lagen als die Grundstrecke.

1894 stellte man den Betrieb des Hüttenstollens erstmalig „wegen des gänzlichen Verhiebes des dortigen Kohlenpfeilers“ ein. Nach Ende des Ersten Weltkrieges fuhr Belegschaft von Dohmann und Guenther vor dem Huettenstollen 1948-49man zwar bei Stollenmeter 140 einen neuen Bremsberg auf, doch 1926 endete der Betrieb mit der Stilllegung des Bergwerks. 1947 erhielt Bergrat Mauve die Genehmigung, im Hüttenstollen Steinkohle und Ton zu fördern. Diese Betriebsphase dauerte bis 1954, von 1960 bis 1973 diente der Hüttenstollen schließlich als Wassergewinnungsanlage für den Ort Osterwald.

Zeittafel zum Bergbau am Osterwald zwischen 1833 und 1954

ab 1833
Neuordnung des Osterwalder Bergbaus durch Bergmeister Hartleben: Neue Stollen werden getrieben und Schächte abgeteuft:

1836
Wackenschacht, Neuer Hohenwarter-Stollen

1837
Augusten-Schacht

1840
Bernhard-Schacht

1842
Grenzschacht, Hohenwarter-Stollen verlängert, Hüttenstollen begonnen

1844
Neuer Stollen im Hohenwarter Revier begonnen

1845
Habakuk-Schacht, Concordia-Schacht, Dreisch-Stollen

1855
Der Tagestollen wird aufgefahren

ab 1879
Übergang zum Tiefbau mit dem Abteufen des Tiefbauschachtes

1889
Bau einer Pferdebahn vom Lichtschacht I zum Bahnhof Osterwald

1894
Einstellung der Förderung im Hüttenstollen

1900
Die „Fabrik feuerfester und säurefester Produkte AG. Vallendar/Rhein kauft das Bergwerk (und die Glashütte), geht aber 1901 in Konkurs

1902
Übernahme beider Anlagen durch die Aktiengesellschaft für Glasindustrie vorm. Friedrich Siemens in Dresden

1915
Stilllegung des Tiefbauschachts

1926
Mit der letzten Schicht im Gustav-Stollen endet der Bergbau am Osterwald

1945
Wiederaufnahme des Bergbaus auf dem Plattenbrink

1946
Gründung der Steinkohlenbergwerk Osterwald GmbH

1947
Ausdehnung des Abbaurechtes und Beginn des Tonabbaus

1947
Gründung der Mauveschen Kohlen- und Tonwerke Osterwald

1953
Endgültige Einstellung der Kohleförderung am Osterwald

1954
Ende des Tonabbaus im Hüttenstollen

1954
Die Firma Otavi Minen- und Eisenbahngesellschaft erbaut ein „Keramisches Werk“ und übernimmt die Schiefertonwerke

Das Besucherbergwerk

Den Anstoß für den Ausbau des Hüttenstollens zum Besucherbergwerk gab der Ortsrat Osterwald Ende der 1970er Jahre, als er vorschlug, den Hüttenstollen und das angrenzende Gelände neu herzurichten, um die Anlage für den Ort zu erhalten. Erste Arbeiten führten Bergleute aus Rössing-Barnten mit Unterstützung des Bauhofes Salzhemmendorf durch. Bald kam die Idee auf, im Hüttenstollen regelmäßig Führungen zu anzubieten, um das Bergwerk für den Tourismus zu nutzen. Zu diesem Zweck wurde am 16. Juni 1980 der „Verein zur Förderung des Bergmannswesens Osterwald e. V.“ gegründet.

Eroeffnung Huettenstollen 2Die Eröffnung des Besucherbergwerkes fand am 28. Juni 1980 statt. Anfangs führten die Kameraden des Bergmannsvereins Rössing-Barnten die Untertagearbeiten aus. In den beiden folgenden Jahrzehnten bauten ehrenamtliche Helfer unter der Leitung der jeweiligen Vereinsvorsitzenden das Streckennetz unter Tage aus und leisteten dabei viele tausend Arbeitsstunden.